Die großformatigen Tuschezeichnungen aus der bislang 12-teiligen Serie ‚Botz‘ greifen auf ein Motiv aus der persisch-indischen Literatur zurück. Boteh sind dort Zypressen, die symbolisch ein ‚aufrechtes‘ und gleichzeitig ‚bescheidenes‘ Verhalten meinen. Als Ornament (Paisley) taucht die bauchig-aufrechte und an der Spitze dann meist geneigte Form auf orientalischen Textilien auf. Hessam Samavatian, dem dieses Motiv seit seiner Kindheit ein Anliegen ist, setzt auf ein großes Blatt nur eine „Boteh“ und steigert ihre Dimension damit auf ein menschliches Körpermaß. Die wie zerklüftet wirkende Binnenzeichnung besteht nicht aus gezogene Linien, sondern wurde gestupft, ein Abdruck neben den nächsten gesetzt. Damit beziehen sich die ‚Boteh‘ wiederum auf die Fotografie als (Licht)abdrucktechnik und erinnern zudem an Details von Vergrößerung nach Schwarzweißnegativen oder auch an den Innendruck von Kuverts, dessen Inhalt nicht durchscheinen soll. In beiden Beispiele (dem analogen Korn und dem Blickschutzmuster von Briefumschlägen) wird unser Sehen an einer Stelle angehalten, trifft auf eine Struktur, die unser Blick nicht mehr durchdingen kann.