Fünf keramische Gefäße stehen da wie überdimensionierte Vasen oder Amphoren, als ob sie darauf warteten, von uns umkreist zu werden, oder alswollten sie den Begriff des archäologischen Artefakts auf sinnlich-ironische Weise verkörpern. Ihre Höhen sind so bemessen, dass es auch kleineren BetrachterInnen noch möglich ist, von oben in sie hineinzublicken: Ein sattes Schwarz nur zeigt sich im Inneren der Gebilde. Auf den hautfarbenen Oberflächen der nach oben streben den, organisch anmutenden Formen wurden durch den Auftrag lichtempfindlicher Emulsion und den Umbau des Ausstellungsraumes in eine Dunkel kammer Schatten erzeugt. Diese fotografisch fixierten Schatten liegen nicht nur auf den Gefäßen selbst, sondern begleiten sie auch: Auf dem Boden finden sich Umrisse, die an inselartige Zonen erinnern oder an verschüttete Flüssigkeiten. Auch sie sind durch fotografische Belichtungen entstanden und belagern die (raumzeitliche) Wirklichkeit der keramischen Objekte – weisen sie doch in unterschiedliche Richtungen; zudem erscheinen sieinvertiert: Wo man dunkle Farbe erwarten könnte, ist es hell. Für Hessam Samavatian verweisen Form und Speicherfunktion der Keramiken auf die Camera obscura als Behältnis für das Licht. Den Gefäßen korrespon-dieren großformatige fotografische Prints. Deren Sujet zitiert die Zweiheit von Schatten und Licht nicht als Verlauf, sondern in Form eines übergangslosen Kippens von hell nach dunkel, vom Negativ ins Positiv, vom Innen zum Außen. Ist hier der Horizont? Schatten künden vom Ankommen und Verschwinden des Lichts, von Abbildern, von unseren eigenen Wanderungen. In einem Gedicht des persischen Astronomen und Dichters Omar Khayyam, auf das sich Samavatian im Text zu seiner Arbeit bezieht, sind wir selbst die imaginären Erscheinungen eines Schattentheaters: „Wie eine Kerze steht darin die Sonne, als Schattenbilder schweben wir um sie. Katharina Manojlovic Eikon Magazine #100