Eine mit Alufolie ausgelegte Fotoschachtel für 100 Blatt Ilfospeed Fotopapiere, 7 x 9 1/2 inch, dient als Negativform für eine Reihe an Gipstafeln, die seit 2015 entstehen. Das Material Gips, das zunächst geschmeidig, nach dem Trocknen jedoch zerbrechlich ist, legt entsprechend dieser beiden Zustände zwei unterschiedliche Assoziationen nahe: einerseits ist es ein geschmeidiges Material, das immer schon verwendet wurde, um Abgüsse und Plastiken zu fertigen oder Negativformen abzunehmen (Totenmasken z.B.), andererseits ist es nach dem Aushärten spröde und lässt sich leicht brechen. Als Träger für autobiografische Aufzeichnungen geht Hessam Samavatian von diesen beiden Eigenschaften aus. Er zieht eine Parallel zum fotografischen Lichtabdruck, der konkrete Erlebnisse aufzeichnen kann, sieht aber auch eine Parallele zwischen der Brüchigkeit des Materials und der Entwicklung eines Lebens, das ebenso von durchgehenden Linien wie Brüchen gekennzeichnet ist. Bruchstellen klammert er mit Schwalbenschwänzen zusammen, kaschiert sie jedoch nie. Die verschiedenen Oberflächenbehandlungen – z.B. Malereien, sowie mit Fotoemulsion aufgebrachte Fotografien aus dem Besitz des Großvaters oder Chemogramme, in welchen der Gips auf Entwickler, Stoppbad und Fixierer reagiert - folgen dabei keinem Schema, wie auch kein Tag dem anderen gleicht.