Muybridge 1887 – Duchamp 1912 – Richter 1966 – so beginnt die Chronologie weiblicher Akte, die eine Treppe hinabsteigen (obwohl sich weibliche Akte eher hinlegen sollten, als Treppen hinabsteigen, wie ein früher Kritiker über Duchamps Bild spöttelte), und in dessen Reihe Hessam Samavatian seine Interpretation dieses signifikanten Motivs stellt. Fotografische, kubistische und futuristische Zerlegungen von Bewegungsabläufen, bzw. die Bewegungsunschärfe als Verweis auf eine Fehlleistung der Fotografie folgen aufeinander. Auch Richters Gemälde nach einer geblitzten Aufnahme von Ema wurde anfänglich zurückgewiesen, galt sie doch als zu fotografisch, obwohl Richter gerade dem Fotografischen (dem dokumentarischen, scharfen und deutlich konturierten Abbild) eine malerische Auffassung entgegensetzte, indem er eine unscharfe Wiedergabe der Vorlage bevorzugte.
Die aktuelle fotografische Interpretation setzt an den Vorbildern an, und schreibt sie weiter – sowurde zB die dafür ausgewählte und sehr deutlich abgebildete Treppe der Wiener Akademie ca. zeitgleich mit Muybridges und Mareys Chronofotografien erbaut, der Akt selbst ist hingegen weit diffuser und transparenter und lässt sich vor allem auf kein Geschlecht mehr festlegen. Darin liegt auch ein weiteres Thema, die Vergänglichkeit, die sich durch Hessam Samavatian Arbeiten zieht. Es wird in der schemenhaften Gestalt auf der Treppe manifest und spielt auch auf die Vergänglichkeit der Malerei an, für die man die Fotografie mitverantwortlich gemacht hat. Schließlich war „Akt eine Treppe hinabsteigend“ Duchamps letztes Gemälde bevor er sich dem Dadaismus zuwandte.